Kultiviertes Morden – kultiviertes Leiden

RS_Kultiviertes-Morden_w600_h612Zwei, die ein Paar bilden.
Zwei, die zusammen gehörden und ein Gesetz erfüllen.

Kultiviertes Morden

Mich beherrscht die Lust zu morden und ich habe dazu diese Form gewählt: Einen Artgenossen in meine Gewalt nehmen.

Ihn bewegungsunfähig machen.

Dann ihm langsam die Luft abdrehen.

Das wäre dann sein Ende, aber nicht das Ende meiner Mordlust. Ich müßte nun neue Opfer suchen und wäre außerdem in Gefahr, als Mörder verfolgt und bitter bestraft zu werden.
Das möchte ich vermeiden und bin daher auf folgende Idee gekommen: Ich genieße den verlangsamten Vorgang des Luftabdrehens, vermeide aber durch vorzeitiges Loslassen (loslassen muß man lernen) das Ende des Opfers herbei zu führen..

Ich halte also inne im Genuß (der Mensch muß sich beherrschen können) und blase ihm neue Lebenskraft ein. bis er sich wieder erholt hat.

Das kostet mich nichts Und die Wartezeit bis zum nächsten Lustvorgang ist mit Vorfreude (die bekanntlich ungetrübt ist) erfüllt.

Kultiviertes Leiden

Ich weiß nicht warum und will auch nicht weiter darüber nachdenken, es ist einfach so, ich fühle mich am wohlsten, wenn ich keine Verantwortung über mein Tun und Lassen übernehmen muß. Wenn ich einfach so, geborgen und mich sicher fühlend in einer Schutzhülle ruhen darf.

Den höchsten Grad von Lust empfinde ich, wenn ein warmer, wohltätiger Odem mich anweht, der meine erschöpften Kräfte wieder aufleben läßt. Damit dieser Glückszustand eintreten kann, nehme ich es gern und geduldig auf mich, eine Leidensstrecke des Kräfteverzehrs durchzustehen. So ist das Leben nun einmal!

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All Rechte: RS, 1984

 

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