Das Problem, das unter den Teppich gekehrt wurde

RS_Das-Problem-unterm-Teppich_w600_h229“Na, was machst’, immer noch beleidigt?”

“Endlich kümmerst du dich mal um mich.“

“Was brummst du da? – Also, wenn du nicht reden willst, musst du bleiben wo du bist.“

“Du hörst mir ja doch nicht zu.“

“Sagtest du etwas? – Eigentlich möchte ich, dass du da unten verschwindest. Immer muss ich über dich stolpern.“

“Dann hole mich doch hervor und wir reden miteinander.“

“Ich versteh’ nichts. Aber was ist denn nun? Verschwindest du hier bald? Der Teppich bekommt so hässliche Beulen. Wie sieht das aus!”

“Ich bin eben zu groß, um unter den Teppich gekehrt zu werden.“

“Rede doch lauter, damit ich dich verstehen kann. Ach, was soll’s! langsam wird das sehr lästig mit so einem unordentlichen, hügeligen Teppich, um den man einen Bogen machen muss.“

“Und langsam wird es Zeit, dass du einen Gedanken fasst, wie du mich an s Licht ziehen kannst.“

“Was redest du – du brauchst Licht da unten?”

“Na endlich fängst du an zu begreifen. Wie schön für uns, dass der Anfang zu einem Gespräch gemacht ist.“

“Du willst ein Gespräch – hab ich das richtig verstanden? Warum versteckst du dich dann und zeigst dich nicht?”

“Ich habe mich nicht versteckt. Du wolltest mich los werden. Wusstest nichts mit mir anzufangen, nicht wohin mit mir. Hast mich unter diesen blöden Teppich gekehrt, wo du und alle anderen über mich stolpern müssen. – Ist aber vielleicht doch nicht so blöd, denn die Belästigung könnte dich dazu bewegen, mich hervor zu ziehen und anzunehmen.“

“Was soll das heißen, es ist dir zu blöd. Werde nicht unverschämt! Wenn du meinst, ich bin dir zu blöd, dann bleib’ eben, wo du bist! Blödes Dingda, saublöder Teppich – und überhaupt: Ich muss mal raus aus dem ganzen Stress, muss dich mal vergessen. Ich mache jetzt Urlaub und reise in den sonnigen Süden, an den Strand. Da gibt es keine Teppiche.“

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Alle Rechte: RS

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