Im Arbeitslager

RS_Im-Arbeitslager_w600_h198“Ach Kamerad, womit haben wir dieses Elend verdient? Wenn es doch erst Abend wäre und wir auf unseren harten Pritschen in der Baracke ausruhen könnten.”

“Mir knurrt der Magen. die Wassersuppe hält ja nicht lange vor.”

“Hast du bemerkt – wie dein Hintermann… ”

“Was ist mit dem?”

“Dreh dich in der nächsten Wegbiegung mal um, dann siehst du wie der grient. Der scheint sich noch zu freuen über diese Schinderei.”

“Jetzt seh ich es auch. Ich weiß nicht – irgendwie imponiert mir das. So heiter – so zufrieden.”

“Er kommt mir so bekannt vor.”

“Mir auch. Wir müssen mit ihm zu tun gehabt haben, als wir noch draußen waren.”

“Jetzt fällt es mir ein! Ist das nicht der, der diese komischen Neujahrsglückwünsche  verschickt hatte. Manche lachten darüber und manche ärgerten sich.”

“Genau, jetzt erkenne ich ihn. weiß auch noch, was auf der Karte stand. Er wünschte nicht, wie das so üblich ist, alles Gute und Glück, sondern Unglück, stell dir das mal vor! Oder – ich glaube so schrieb er – er wünschte harte Prüfungen, die uns irgendwie – was weiß ich – für’s Leben nützlich, irgendetwas mit kräftigen und stärken.”

“Ein starker Grog wäre mir jetzt lieber als verrückte Wünsche.”

“Ich habe gehört, dass in manchen Wünschen eine Energie steckt, dass sie sich erfüllen. Ob vielleicht seine Wünsche nach harten Prüfungen und so, ob die sich in unserer jetzigen Lage… ”

“Das wär ja ein Ding! Soll das tatsächlich sowas geben?”

“Also, dass wir, wenn wir die Strapazen hier im Lager durchstehen, wir dann, wenn wir wieder draußen sind, dann alles, was auch kommen mag, leichter ertragen werden?”

“Oh, oh! Dieser verrückte Mensch da ist Schuld an unserem Elend! Wie kann einer so gemein sein. Der eine Teufel. Na warte, den werden wir uns heute nacht einmal vornehmen!” RS_Im-Arbeitslager_w600_h198 Alle Rechte: RS

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